Initiative „50+1 bleibt!“ kritisiert DFL Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel

Initiative „50+1 bleibt!“ kritisiert DFL Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel – kein Beitrag zur Erhöhung der Rechtssicherheit erkenntlich

Am 18.02.19 hat die DFL eine Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel an die Clubs der 1. und 2. Bundesliga verschickt. Als Initiative „50+1 bleibt!“ fassen wir unsere Kritik an dieser Umfrage in 4 Kernpunkten zusammen und fordern die Vereine dazu auf, sich nicht daran zu beteiligen.

Im März 2018 beschloss die DFL-Mitgliederversammlung die Beibehaltung der 50+1-Regel und einen Prozess zur Verbesserung der Rechtssicherheit. Hierfür wurde proaktiv ein Verfahren beim Bundeskartellamt eingeleitet, welches aktuell läuft.
Anschließend kündigte das DFL-Präsidium eine Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel an. Die Mitarbeit an dieser wurde bereits im Vorfeld durch die angefragten Fanorganisationen der AG Fankulturen abgelehnt, da die Notwendigkeit der Befragung nicht ersichtlich und die klare Haltung der Fanorganisationen für den Erhalt der 50+1-Regel bekannt war.
Der Initiative „50+1 bleibt!“ liegt der Fragebogen mittlerweile vor. Dort ist weder ein Beitrag zur Erhöhung der Rechtssicherheit erkenntlich, noch eine eindeutige Zielsetzung für den Erhalt der 50+1-Regel.

Die wichtigsten Kritikpunkte im Überblick:

  • Unklare Zielsetzung der Mitgliederbefragung
    Es ist nicht ersichtlich, wie die jetzt gestartete Mitgliederbefragung zu der beschlossenen Verbesserung der Rechtssicherheit beitragen würde. Zunächst sollte dafür die verbindliche Mitteilung des Bundeskartellamtes abgewartet werden.
  • Vereinsinteressen (des Muttervereins) werden nicht zwingend berücksichtigt
    Trotz bestehender 50+1-Regel ist nicht sichergestellt, dass der Fragebogen im Sinne der Interessen des jeweiligen Muttervereins beantwortet wird. Stattdessen kann die Beantwortung auch durch die Geschäftsführung der Kapitalgesellschaften erfolgen, ohne dass ein Meinungsbildungsprozess und eine entsprechende Beschlussfassung im Mutterverein stattgefunden haben.
  • Aufbau und Auswertung des Fragebogens
    Weder aus dem Begleitschreiben, noch aus der Umfrage selbst geht hervor, inwieweit eine (und wenn ja: welche) juristische Expertise für die Erstellung des Fragebogens eingeholt worden ist.
    Die Fragestellungen stehen für uns weder in einem Zusammenhang mit dem Ziel, mehr Rechtssicherheit schaffen zu wollen, noch ist uns der Sinn einzelner Fragestellungen ersichtlich. Dies gilt beispielsweise für Fragestellungen, die bereits suggestiv im Hinblick auf mehr Selbstbestimmung der Clubs eine bestimmte Antwort provozieren, wie die Frage, ob Clubs selber über Anteilsverkäufe an Investoren entscheiden können sollten, was grundsätzlich auch unter der 50+1 Regel möglich ist.
    Ebenso wenig wird transparent gemacht, wie die Daten ausgewertet und anschließend genutzt werden.
  • Mangelnde Transparenz
    Bei der letztjährigen Abstimmung zur 50+1-Regel wurde das Abstimmungsverhalten der Vereine für Mitglieder und Fans transparent gemacht. Dies stellte ein positives Novum dar, wodurch endlich die notwendige Transparenz bei solch weitreichenden Entscheidungen hergestellt wurde. Das jetzige Vorgehen ist ein Rückschritt in alte Muster: Erneut soll ohne Information an Mitglieder und Fans und ohne die Möglichkeit entsprechende Antworten transparent zu machen, hinter verschlossenen Türen über 50+1 und den Einstellungen zu Investoren verhandelt werden.

Gleichwohl wird in der Befragung abgefragt, ob bestehende Regeln im Profifußball ausreichend sind, um bestimmte Ziele, wie bspw. finanzielle Stabilität, bezahlbare Ticketpreise oder die Sicherung der Attraktivität des Fußballs durch sportlich fairen Wettbewerb, zu erreichen. Diesen Aspekt halten wir in einem anderen Kontext und mit einer klaren Zielsetzung für sinnvoll. Für ebenso sinnvoll und wichtig halten wir den Vorstoß, die Möglichkeit der Einführung von „Financial Fairplay“ auf nationaler Ebene zu prüfen. Diese Überlegungen sind jedoch weiterführende Möglichkeiten einen fairen Wettbewerb in Deutschland zu gestalten und dabei die hiesige Fußball- und Fankultur aufrecht zu erhalten. Sie dürfen niemals als Ersatz für die 50+1 Regel verhandelt werden, sondern stellen wertvolle Ergänzungen dar.

In Zusammenhang mit der 50+1 Regel sollte aus unserer Sicht stattdessen durch ein Rechtsgutachten geprüft werden, inwieweit die Abschaffung der bestehenden Ausnahmeregelungen zu mehr Rechtssicherheit, Gleichbehandlung und sportlicher Fairness führen würde und welche Maßnahmen zur Umsetzung erforderlich wären. Dies könnte einen tatsächlichen Beitrag zur Erhöhung der Rechtssicherheit leisten.

Wir fordern alle Mitglieder und Fans auf, umgehend lokal mit ihren Vereinen ins Gespräch zu kommen, die notwendige Transparenz einzufordern und Stellung zur Umfrage der DFL zu beziehen. Die Vereine fordern wir dazu auf, sich nicht an der Mitgliederbefragung zu beteiligen.

50+1 bleibt!

04.03.2019